Hohe Wolkentürme am Nachmittag des sehr heißen und schwülen Donnerstag waren die ersten Vorboten der massivsten Unwetter, welche die Gemeinde St.Georgen am Längsee in den letzten Jahrzehnten heimgesucht haben.
Gegen 17 Uhr kam es zur Entladung eines Unwetters, welches über Osten in das Gebiet rund um den Längsee und Hochosterwitz zog.
Binnen Minuten entluden sich Hagel und Wassermassen, wie sie sonst nur in einem Monat zusammenkommen. Stellenweise wurden 60-70 l pro Quadratmeter gemessen - eine Menge, welche die Böden und Abwasserschächte nicht mehr aufnehmen konnten. Innerhalb kürzester Zeit kam es zu Überschwemmungen von Straßen, Brücken, Unterführungen und Kellern. Zahlreiche Brücken verklausten und trugen so zu noch mehr Überflutungen bei.
Um 17:15 kam es über die Landes-Alarm-und Warnzentrale zur ersten Alarmierung für die FF-Thalsdorf. Bereits die Anfahrt zum ersten Einsatzort gestaltete sich schwierig. Sämtliche Bundes- und Landesstraßen waren durch Überflutungen und kleinere Murenabgänge bereits unpassierbar, zudem blockierten zahlreiche hängen gebliebene PKW die Straßen.
Nun kamen im Minutentakt neue Alarmmeldungen für die Feuerwehren Thalsdorf und Launsdorf in die LAWZ. Problematisch war zu diesem Zeitpunkt, dass der Funkverkehr nahezu zum Erliegen kam.
Aufgrund der Vielzahl an Einsätzen entschied sich das Kommando Thalsdorf zusammen mit dem
Abschnittsfeuerwehrkommando Glantal im Rüsthaus Thalsdorf gegen 18 Uhr eine Einsatzleitzentrale einzurichten.
Sämtliche Alarmmeldugen über die LAWZ, über Funk oder Telefon kamen hier zusammen und wurden koordiniert. Zu diesem Zweck wurden neben den beiden weiteren Gemeindefeuerwehren Pölling und St.Sebastian, 11 zusätzliche Feuerwehren rund um St.Georgen am Längsee alarmiert.
Die Gemeinde St.Georgen am Längsee richtete in der Einsatzzentrale Thalsdorf ebenfalls einen kleinen Krisenstab ein. Da mit den herkömmlichen Gerätschaften der einzelnen Feuerwehren das Ausmaß an Einsätzen nicht mehr zu bewältigen war, wurde des KAT (Katastrophen)-Lager des Bezirkes kurzerhand von Althofen in das Rüsthaus Thalsdorf verlegt, von wo die einzelnen Feuerwehren, welche im Gemeindegebiet St.Georgen im Einsatz standen, ausgestattet wurden. Dieses KAT-Lager besteht aus einer Vielzahl an leistungsstarken Notstromaggregaten und Schmutzwasserpumpen.
Innerhalb von knapp 3 Stunden wurden über die Einsatzzentrale Thalsdorf knapp 60 Notrufe im Gemeindegebiet St.Georgen koordiniert. Hierbei drohte beispielsweise der Damm eines Teiches mit mehr als 300 Tsd. Kubikmeter Wasserinhalt zu brechen und weitere Ortsteile rund um Hochosterwitz zu überfluten. Als Sicherheitsmaßnahme wurde ein Handymast stromlos geschaltet. Mittels zahlreicher Bagger, welche koordiniert wurden, konnte diese Gefahr abgewendet werden.
Im Bereich Launsdorf wurde die Südbahn unterspült, sowie eine Fußgängerunterführung durch die Wassermassen überflutet. Der Bahnverkehr auf der Südbahn musste zwischen St.Veit und Launsdorf komplett eingestellt werden.
Im Bereich Launsdorf wurde die Feuerwehr zum Geburtshelfer. Ein Krankenwagen blieb in den Wassermassen stecken, mit an Bord war eine Frau, welche bereits in den Wehen lag. Mit dem TLF der Feuerwehr Launsdorf konnte die werdende Mutter rechtzeitig in das Krankenhaus St.Veit gebracht werden.
Im Bereich St.Sebastian und Launsdorf kam es zum Zusammenbruch der Haupt-Trinkwasserquellen der Gemeinde. Ab diesem Zeitpunkt erfolgte die Versorgung mit Trinkwasser nur mehr über die Reserven in den Hochbehältern.
Ab 22 Uhr fing sich die Lage wieder an zu normalisieren. Erste Feuerwehren konnten zur Einsatzzentrale Thalsdorf zurückkehren, wo sie in Bereitschaft blieben. Die letzten Feuerwehren rückten gegen 02.00 Uhr ein. Zu diesem Zeitpunkt waren aber nur die dringlichsten Einsatzobjekte abgearbeitet.
Daher entschloss sich die Einsatzleitung am Folgetag, dem 03.06 ab 06.00 eine neuerliche Alarmierung der vier Gemeindefeuerwehren durchzuführen.
So galt es vorerst sich einen Überblick über die entstandenen Schäden zu verschaffen und des Weiteren die Trinkwasserversorgung wieder herzustellen.
Zusätzlich mussten noch zahlreiche Keller und Unterführungen ausgepumpt werden.
Am Vormittag gelang es eine Trinkwasserquelle im Bereich Launsdorf wieder herzustellen. Bis in die späten Abendstunden des 03. Juni zogen sich die Einsatztätigkeiten durch.
Zahlreiche Feuerwehrkammeraden standen zu diesem Zeitpunkt mit einer kurzen Unterbrechung bereits mehr als 30 Stunden unermüdlich im Dauereinsatz.
Auch am darauffolgenden Tag zogen sich die Einsatztätigkeiten weiter fort. Noch immer galt es Keller auszupumpen. Auch mussten die Teile des KAT Lager gereinigt und wieder nach Althofen retour verfrachtet werden.
Am Nachmittag des 03.06 brach nochmals die Trinkwasserversorgung im Gemeindegebiet zusammen. Ein Hochbehälter musst daher mit Tanklöschfahrzeugen befüllt werden. Daher wurden von der Einsatzleitung Tanklöschfahrzeuge aus St.Veit, Brückl, Althofen und Friesach angefordert, aus der Gemeinde St.Veit kam zusätzlich ein 14tsd-Liter Tankfahrzeug zur Unterstützung.
Bis in die späten Abendstunden wurden im Pendelverkehr knapp 300 Tsd. Liter Wasser befördert um die Trinkwasserversorgung für den Folgetag sicher zustellen. Die Bevölkerung wurde zudem aufgefordert mit dem Wasserverbrauch sparsam umzugehen und das Wasser vor Gebrauch abzukochen.
Am Sonntag, den 05.06 bestand die Aufgabe der Feuerwehren Thalsdorf, Launsdorf und St.Sebastian nochmals darin, die Quelle St.Sebastian in Stand zu setzen und die Hochbehälter zu füllen.
Zu diesem Zeitpunkt standen einige Kammeraden bereits mehr 60 Stunden seit Donnerstag im Einsatz.
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